Intuitive Aufstellungen
Was ist das überhaupt?
Diese Frage höre ich immer wieder und immer wieder ringe ich nach Worten der Erklärung. Wie kann man etwas erklären, was man nicht sehen, anfassen, riechen, schmecken, hören kann? Oder vielleicht doch?
Ja, darum geht es! Etwas, was wir mit unseren Sinnen nicht wahrnehmen können, sichtbar, fühlbar, hörbar, vielleicht sogar schmeck- und riechbar zu machen!
Das ist im wahrsten Sinne eine Wundertüte! Und so fühlen sich auch viele Menschen, die schon einmal an einer Aufstellung teilgenommen haben. Eine Wundertüte an Erkenntnissen, Erfahrungen, Lösungen und Heilungen ist aufgegangen.
Durch das Familienstellen ist v.a. bekannt, dass die Energie der Mutter, des Vaters oder anderer Familienmitglieder aufgestellt werden können. Grundsätzlich kann man jedoch jedes Thema, jede Energie, aufstellen, wie z.B. Gefühle, Lebenssituationen, Krankheitssymptome, innere Kräfte und vieles mehr.
Wie kann man sich eine Aufstellung vorstellen?
Ein Mensch geht auf einen anderen Menschen zu und bittet z.B.: „Bitte stehe Du für meine Angst!“ Dieser Mensch erfüllt die Bitte und stellt sich als Stellvertreter zur Verfügung. Er steht in der Mitte einer Gruppe, die ihm zuschaut, unter anderem auch derjenige, der ihn gebeten hat, der Aufsteller. Ganz lässt sich der Stellvertreter auf das ein, was sich nun spontan in ihm zeigt: Worte, Bilder, Gefühle, Geschmack, Geruch, jegliche körperlichen Empfindungen. Und er drückt sie deutlich aus. In diesem magischen Moment macht der Stellvertreter etwas sichtbar, was vorher so nicht vom Aufsteller wahrgenommen werden konnte. Es lag in seinem Unterbewusstsein verborgen, als blinder Fleck, als mögliche Blockade im Fluss seiner Lebensenergie. Die Angst des Aufgestellten wird auf „die Bühne“ gestellt, kann in ihren Facetten, Beziehungen, Ursachen etc. angeschaut, beobachtet, mit den Sinnen wahrgenommen werden. Im Weiteren können dann die Beziehungen und Ursachen zusätzlich noch dazu gestellt werden, so dass sich auf der Aufstellungsbühne ein dynamischer Prozess, eine Kommunikation bis hin zu Lösung und Heilung zwischen den aufgestellten Themen/Energien ergibt.
Der Aufgestellte erkennt etwas, gleichzeitig ist das Erkannte sein Eigenes! Das Erkennen, das Erkannte und der Erkennende sind eins! Dadurch kann Heilung geschehen und das SELBST erfahren werden.
Für mich ist die Aufstellungstechnik durch meine Erfahrung als Aufsteller, als Stellvertreterin und als Aufstellungsleiterin ausreichend erklärt. Ganz nach der Ansicht von Augustinus
„Die Dinge existieren nur, wenn sie erlebt werden.“
Aber für diejenigen, die eine Erklärung für ihren Kopf brauchen, verweise ich v.a. auf die Forschungen des Biologen Rupert Sheldrake und auf Bereiche der Neuen Physik.
Es gibt Forschungszweige in der Physik, in denen Informationsfelder als die Grundlage jeglicher Materie und Systeme angesehen werden. Zum Beispiel gibt es das kollektive Menschheitsfeld, das Familienfeld, das persönliche Feld etc. Und alle Felder stehen untereinander in Verbindung, sind ineinander verschachtelt, vielleicht sogar hierarchisch aufgebaut. So, wie es in den spirituellen Schriften zu lesen ist: Alles ist mit allem verbunden!
Und wie können wir uns mit einem bestimmten Feld verbinden und die darin gespeicherte Information abrufen?
Unsere Bereitschaft, unsere Intention, versetzt uns in die Lage, uns in ein Informationsfeld „ein zu wählen“. Die größte Herausforderung dabei ist, uns zu öffnen für Etwas, was sich unserem rationalen Geist, unserem Verstand, entzieht. Warum ich als Stellvertreter z.B. eine bestimmte Körperhaltung einnehme oder eine Floskel ausspreche, die ich von mir gar nicht kenne, die aber eindeutig z.B. dem mir unbekannten Großvater zuzuordnen ist, den ich gerade als Stellvertreter darstelle, ist eine der vielen wunderbare Erfahrungen, die wir bei Aufstellungen machen dürfen. Und je weniger ich mit dem rationalen Kopf darüber nachdenke, desto klarer und besser fließt die Information aus dem angewählten Informationsfeld durch mich zu den Anderen. Und das kann jeder! Es braucht keine besondere Gabe dafür, es braucht auch kein Wissen! Es braucht nur die Bereitschaft, sich einzulassen!
Manche meiner Aufstellungen sind offen, das heißt, der Stellvertreter, die Aufstellungsleitung und auch alle anderen anwesenden Personen wissen, welche Person oder welches Thema gerade dargestellt wird.
Noch spannender sind allerdings die verdeckten Aufstellungen!
Bei der verdeckten Aufstellung, ich nenne sie auch „intuitive Aufstellung“ weiß der Stellvertreter nicht, wofür er steht. Er bekommt einen Zettel in die Hand, auf dem das darzustellende Thema geschrieben steht. Ohne es zu lesen, allein mit seiner Bereitschaft, öffnet er sich dem auf dem Zettel stehenden Thema und geht damit in Resonanz. Der Vorteil dieser Aufstellungsvariante ist, dass der Kopf des Stellvertreters mit möglichen Analysen ausgeschaltet bleibt. Der Kanal „Stellvertreter“ wird durch sein eigenes Wissen über ein Thema nicht manipuliert.
Auch ich als Aufstellungsleitung weiß nicht um das Thema, sondern verbinde mich mit dem Aufsteller in dem Sinne, dass ich um die für ihn beste Führung und Lösung bitte. Danach folge ich meiner Intuition. Die Ergebnisse dieser Art von Aufstellung sind ebenso verblüffend, tief berührend und heilsam!
Zudem verbinde ich Aufstellungstechnik mit der Technik „walking in your shoes“. Das „Walking“ gründet auf dem indianischen Sprichwort: „Wenn Du jemanden verstehen möchtest, gehe einmal 1000 Meilen in seinen Mokassins!“ So wird ein Thema zu Beginn erst einmal „gewalked“, d.h. der Stellvertreter ist aufgefordert, während er die Informationen aus dem Feld „abholt“, sich zu bewegen, zu gehen. Die körperliche Bewegung lässt die Information in den Fluss kommen, und der Gang, die Körperbewegung, die Gestik und Haltung geben zusätzliche Informationen. Der Stellvertreter bewegt sich sozusagen in die Energie hinein.
Haben Aufstellungsrunden auch eine Bedeutung für die nicht aufgestellten Personen?
Im Allgemeinen wird gesagt, dass die Erfahrung der Teilnahme an einer Aufstellung, entweder als Stellvertreter oder auch nur als Zuschauer lohnenswert ist, da man erlebt, dass es funktioniert.
Ich gehe da noch einen Schritt weiter. Ein Grundgesetz unseres menschlichen Zusammenlebens ist das Resonanz-Gesetz. Dieses besagt, dass wir mit allem was und mit jedem, der uns begegnet, in einer Resonanz stehen. Das heißt u.a., es ist kein Zufall, dass wir an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit mit anderen Menschen zusammen treffen. Wir sind also nicht zufällig in einer Aufstellungsgruppe gelandet und werden auch nicht zufällig als Stellvertreter gewählt oder eben auch nicht. Hinter der Resonanz verbirgt sich eine Sinnhaftigkeit, eine Information, die uns etwas über uns selber sagt.
Ein weiterer wichtiger Punkt des Resonanz-Gesetzes ist, dass wir nur das über unsere Sinne wahrnehmen können, was wir auch in uns tragen! Das heißt auch, dass wir Dinge, die wir am anderen wahrnehmen, aus uns heraus auf den anderen projizieren! Diese Zusammenhänge machen wir uns zunutze, in dem ich bei jeder Aufstellung so genannte Reflexionsrunden einbaue, bei denen jeder Zuschauer in einem Wort oder einem kurzen Satz darlegt, was er wahrnimmt. Ich bin immer wieder erstaunt, wie unterschiedlich die Wahrnehmung dessen ist, was auf der „Aufstellungsbühne“ gerade gezeigt wird. Am Ende einer Aufstellung haben die Zuschauer mehrer Worte oder Sätze aus den Reflexionsrunden aufgeschrieben, die sie nun aus der Projektion zu sich zurücknehmen können. Immer wieder zeigt sich, dass diese „zurückgenommene“ Wahrnehmung eigene Anteile und verborgene Zusammenhänge im eigenen Inneren in Bezug auf das dargestellte Thema ans Licht bringt.
Der Stellvertreter, der vom Aufsteller intuitiv gewählt wurde, hat natürlich ganz besonders intensiv mit dem dargestellten Thema zu tun, und er tut gut daran, all die Informationen, die durch ihn hindurch laufen, auf Wertigkeit für sich selber zu überprüfen.
Ganz im Sinne von Carl Gustav Jung:
Wer nach außen schaut, träumt.
Wer nach innen blickt, erwacht.
Somit hat jede Aufstellung Bezug zu jedem, in welcher Funktion auch immer er daran teilnimmt.